Eröffnung des Astronomieparks
Am Samstag, dem 20. Juni 1998 fand im Beisein von Herrn
Oberbürgermeister Peter Schnell, dem Sparkassendirektor von
Ingolstadt Herrn Hirschberger und dem Initiator Dieter
Leistritz, Vorsitzender des Vereins der Sternwarte
Ingolstadt-AAI e.V., vormals Astronomischer Arbeitskreis,
die Eröffnung des Astronomieparks statt.
In
seiner Rede hob Dieter Leistritz besonders die
astronomischen Leistungen hervor die während der
Universitätszeit in den Jahren 1482 bis 1800 von Ingolstadt
ausgegangen sind. Weiterhin bedankte er sich auch bei den
Sponsoren, die zur Verwirklichung des Astronomieparks
beigetragen haben.
Offizielle
Eröffnungsrede
Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister, sehr geehrte Damen und Herren!
Ich begrüße Sie hier im neuen Astronomiepark und heiße Sie sehr herzlich willkommen! Begrüßen möchte ich auch: Bezirksrat Herr Geiger, Stadträtin Frau Stich-Schrezenmeier und die stellvertretende Landrätin Frau Erika Görlitz.
Weiter möchte ich begrüßen:
Herrn Prof. Kraft Chefredakteur im Donaukurier, Herrn Engert vom Kulturamt, Herrn Wüst vom Stadtgartenamt, Herrn Schober bzw. Vertreter vom Vermessungsamt, Frau Dr. Schönewald vom Stadtmuseum, sowie die Damen und Herren von der Presse und dem Fernsehen.
Grundlage bei der Idee, der Planung und der Realisierung dieses neu geschaffenen Astronomieparks waren fünf Zielvorstellungen:
1. die Größe und Gestalt unseres Sonnensystems plastisch darzustellen;
2. die weite Dimension unseres Sonnensystems zu erkennen,
3. die inneren Zusammenhänge unseres Sonnensystems, verständlich zu machen
4. den Platz unserer Erde im Sonnensystem aufzuzeigen,
5. an die großen astronomischen Leistungen von Ingolstädter Naturwissenschaftler zu erinnern, die im 16. und 17. Jahrhundert in Ingolstadt gelehrt und geforscht haben.
6. Denn Ingolstadt war in der damaligen Zeit eine Hochburg naturwissenschaftlicher und astronomischer Forschung.
Drei bekannte Namen stehen hier stellvertretend:
Peter Apian, der unter anderem als erster entdeckte, dass
der Schweif der Kometen immer von der Sonne weggerichtet
ist. Jesuitenpater Christoph Scheiner, der als erster
Naturwissenschaftler und Astronom mit seinem Mitarbeiter
Cysat systematisch Sonnenforschungen durchführte und unter
anderem die Sonnenflecken entdeckte. Seine Aufzeichnungen
waren bis weit in das 18. Jahrhundert hinein Grundlage
astronomischer Forschung. Jesuitenpater Johann Baptist Cysat,
der als Assistent von Christoph Scheiner und später als
Professor die Forschungsarbeiten weiterführte und sich neben
der Sonnenbeobachtung auch der Kometenbeobachtung widmete.
Er hatte als erster die Supoernova von 1604 und den Kometen
von 1618 entdeckt. Ebenso entdeckte er den Orionnebel, der,
wie wir heute wissen, eine Geburtsstätte von neuen Sonnen
ist. Sie sehen, dass von Ingolstadt aus bahnbrechende
astronomische Erkenntnisse ausgingen.
Die Sonnenuhr: Zentrum dieses Astronomieparkes ist die
äquatoriale Ringkugelsonnenuhr, die eine Doppelfunktion
erfüllt. Zum einen stellt sie im Verhältnis von 1:1
Milliarde die Größe unserer Sonne dar. Ebenso die Planeten,
die auf den Granitstelen angebracht sind. Zum anderen ist
sie ein astronomisches Messinstrument. An ihr kann man die -
wahre Ortszeit von Ingolstadt - die jahreszeitlichen
Veränderungen - und die Mittagszeiten bedeutender Städte der
Erde ablesen.
Auf einer Tafel am Eingang ist eine Tabelle angebracht.
Addiert man diesen Tabellen-Wert zu der aktuellen
Sonnenuhrzeit hinzu, erhält man die Mitteleuropäische Zeit
bis auf die Sekunde, sofern Ihre Armbanduhr richtig
eingestellt ist.
Der Astronomiepark ist selbst erklärend. Das heißt, am Eingang und an den Granitstelen sind Datentafeln angebracht, die die Wirkungsweise der Sonnenuhr, die physikalische Eigenschaften der Sonne und die der Planeten erklären. Bei der Auswahl des Materials für die Stelen wurde bewusst das Granitgestein verwendet, da es ein Urgestein aus der Entstehungszeit unserer Erde ist. Die Entfernungen der Granitstelen von der Sonnenuhr sind gleichfalls maßstabsgetreu. Allerdings im Verhältnis von 1:100 Milliarden.
Würden die Entfernungen ebenso im Verhältnis 1:1
Milliarde sein, so wäre die erste Planetenstele etwa 60
Meter und die letzte Planetenstele des Pluto ca. 6 - 7 km
von der Sonnenuhr entfernt. Die Stelen der Kometen wären
sogar 3.000 km und 10.500 km fern. Eine Weite, die man auch
bei diesem Maßstab nicht mehr richtig erfassen kann. Unsere
Sonne hat bei diesem Maßstab von 1:100 Milliarden nur noch
einen Durchmesser von 1,4 cm. Dies ist hier durch den Stift
am Boden der Sonnenuhr angedeutet.
Danksagung: Dieser Astronomiepark konnte nur geschaffen
werden, durch den ideellen und finanziellen Beitrag
einzelner Personen und Sponsoren. An erster Stelle möchte
ich Ihnen Herr Oberbürgermeister Schnell Dank sagen für Ihre
großartige Unterstützung. Sie standen von Anfang an hinter
dieser Idee und haben das Vorhaben in jeder Weise gefördert.
Aus diesem Grund darf ich Ihnen ein Kunstdruck des Bildes
überreichen, das die Ingolstädter Künstlerin Elfriede
Regensburger eigens für den Astronomiepark gemalt hat.
Bedanken möchte ich mich auch bei Herrn Direktor Anton
Hirschberger von der Sparkasse Ingolstadt, die die Sonnenuhr
gestiftet hat. Aus diesem Anlass darf ich Ihnen Herr
Hirschberger die Stifterurkunde für die Sonnenuhr
überreichen.
Ganz besonders möchte ich mich auch bei unserem Freund und
Mitglied Herrn Imre Balatoni bedanken, der als Architekt die
Bauplanung und Bauleitung inne hatte. Weiterhin möchte ich
mich bei Herrn Wüst dem Leiter des Stadtgartenamtes
Ingolstadt bedanken, dessen Mitarbeiter diesen
Planetoidengürtel, auf dem wir gerade stehen, in mühevoller
Kleinarbeit verlegt haben.
Ebenfalls möchte ich mich bei Herrn Schober vom Vermessungsamt bedanken. Damit eine Sonnenuhr funktionieren kann, ist eine präzise Ausrichtung auf die Erdachse notwendig. Und dies kann man nur durch eine genaue Vermessung erreichen.
Bedanken möchte ich mich auch bei den Sponsoren, die zur Entstehung des Astronomieparkes mit beigetragen haben. Ihre Namen sind auf einer Tafel am Eingang vermerkt. Leider ist Herr Dr. Knesch, der Konstrukteur der Sonnenuhr nicht anwesend, da er sich gegenwärtig auf einer Studienreise befindet. Aber ich habe ihm schon an anderer Stelle gedankt.
Schlusswort: Ich hoffe und wünsche, dass viele Besucher diesen schönen Astronomiepark, der einzigartig in seiner Art in Deutschland ist, kritisch und bewusst durchwandern. Die Besucher werden feststellen, wie physikalisch klein unsere Erde im Verhältnis zur Größe des Sonnensystems ist. Dieser kleine blaue Planet, den Sie hier auf dieser Granitstele sehen, unsere Erde, ist der einzige Himmelskörper im Sonnensystem, der Leben hervorbrachte, bis hin zu uns denkenden Menschen. Er ist unsere Heimat, er ist das Raumschiff in den Weiten des unermesslichen Weltalls. Nur auf ihm können wir leben und existieren. Hegen und pflegen wir diesen einen Planeten, der die Grundlage unseres irdischen Lebens ist. Wir haben nur diesen !
Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.
Dieter Leistritz
Zeitungsbericht der Eröffnung